09.02.2016 - Briefe
Briefe – bei diesem Wort denken heutzutage viele von uns an eher unangenehme Post, wie Rechnungen, Steuerbescheide oder Termine, die einzuhalten sind. Aber das muss nicht sein!Im Zeitalter von E-Mails, SMS und der bekannten sozialen Netzwerke im Internet kommt kaum einer auf die Idee, noch persönliche Briefe zu schreiben und sie zu verschicken. Es hat ja alles schnell und reibungslos zu gehen! Der Empfänger soll dann auch sofort darauf reagieren. Sonst meinen wir, er habe die Nachricht nicht bekommen.
Auch wenn Sie mich für hoffnungslos altmodisch halten mögen – ich mag Briefe. Am liebsten sind mir die handgeschriebenen, auf schönem Briefpapier. Es macht mir überhaupt nichts aus, wenn mich ein Brief erst nach Tagen erreicht. Das Datum oben rechts in der Ecke verrät mir, wie lange er unterwegs war und wann sich jemand daran gemacht hat, ihn zu formulieren. Da dachte ein Mensch an mich und er nahm sich die Zeit, Sätze, die ganz persönlich an mich gerichtet sind, zu Papier zu bringen. Während dieser Minuten hat sich dieser jemand ausschließlich auf mich und das, was er mir mitteilen will, konzentriert. Er hat das Papier, das nun vor mir liegt, in seinen Händen gehalten.
Ein Brief kann ein kleiner Schatz sein, zum Beispiel ein Liebesbrief oder einer der Worte des Trostes enthält. Er kann auch sehr traurig stimmen. Abschiedsbriefe, das Ende einer Liebe, die Information über den Tod eines nahestehenden Menschen gehören in diese Kategorie. Aber auch sie sind wichtig, denn sie haben einen gewissen Einfluss auf uns.
Ich mag es auch, selber Briefe zu schreiben. Es tut mir gut, mir die Zeit zu nehmen, mich hinzusetzen und genau zu überlegen, was ich zu Papier bringen will. Jeder Satz will gut überlegt sein. Der Brief soll ja schön geschrieben sein mit einem Stift, der angenehm in der Hand liegt. Und auch die Schrift ist wichtig, denn der Empfänger soll die Mitteilungen ja problemlos lesen können. Außerdem sagt die Handschrift viel über einen aus. Meine ist leider nicht so toll. Deshalb beglückwünsche ich jeden, der über eine schöne Handschrift verfügt. Aber selbst wenn das bei Ihnen nicht so ist, schreiben Sie mal wieder einen Brief. Ich sage ihnen, es macht mehr Spaß, als man zunächst meint. Und wenn Sie Glück haben, kriegen Sie eine Antwort und auch einen schönen Brief.
Ihre Marina Frank
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Esperanza - Leseprobe gefällig?
Hier ein kurzer Auszug aus der Geschichte „Das Ziel“:Hier finden Sie eine weitere LeseprobeMarlene wollte den Hamburg-Marathon mitlaufen. Es waren noch drei Wochen bis zum letzten Sonntag im April, dem Tag, an dem das städtische Großereignis jedes Jahr stattfand. Sie fieberte dem Termin entgegen und konnte es kaum erwarten, die 42,195 km lange Strecke in Angriff zu nehmen. Allein für den Versuch erntete Marlene in ihrem Freundeskreis große Bewunderung. Man blickte zu ihr auf und machte ihr Mut.
»Du packst das!«, sagten die Leute. »Unsere Marlene! Wenn nicht du, wer dann? Wir drücken dir die Daumen. Was soll da schon schiefgehen?«
Irgendwann wurde ihr das Gerede zu viel. Für Marlene sah es beinahe so aus, als schmückte sich manch einer damit, jemanden persönlich zu kennen, der am Marathon teilnahm. Dieser Eindruck befremdete sie und sie beschloss, keinen weiteren Gedanken mehr daran zu verschwenden. Alles, was sie wollte, war eine möglichst gute Vorbereitung, um eine ausgezeichnete Zeit zu laufen. Dass jedes Jahr tausende Zuschauer am Straßenrand standen, die den Sportlern auf der Strecke zujubelten – also dieses Mal auch ihr – war für sie Ansporn genug.