09.03.2015 - Farbenfreude
Farbenfreude, allein schon dieses Wort macht mir Spaß. Es lässt mich an sattgrüne Wiesen, auf denen Kühe weiden, denken, einen Abendhimmel, der sich mit Wolken schmückt, die rosa, orange leuchten, an ein tiefblaues Meer mit seiner strahlend weißen Gischt, welche auf den Strand trifft und an die knusprig, braune Kruste eines frisch gebackenen Brotes, das soeben aus dem Ofen kommt.Farben sind ein Lebenselexir. Ohne sie geht gar nichts. Wir Menschen sind Augen-Wesen. Den größten Teil unserer Sinnesreize nehmen wir visuell auf, um sie weiterzuverarbeiten, zu analysieren und darauf zu reagieren. Es ist also nicht verwunderlich, dass Farben eine sehr bedeutende Rolle in unserem Leben spielen.
In grauer Vorzeit brauchten wir die Sehkraft zum Jagen und Sammeln. Heutzutage – so kommt es mir jedenfalls vor - nutzen wir sie überwiegend, um per Mobiltelefon mit anderen Leuten in Kontakt zu bleiben.
Viele von uns leben in einer Großstadt und sind umgeben von künstlichen Farbeindrücken, wie Leuchtreklamen an Geschäften, Anzeigetafeln, die wichtiges verkünden oder Verkehrssignalen, ohne die das reine Chaos entstünde. In unserem übervollen Alltag bleibt kein Platz für natürliche Farben. Das ist bedauerlich.
Umso mehr liegt mir daran, Sie darauf aufmerksam zu machen und Ihnen zu empfehlen, sich mit Farbe zu umgeben. Sie können dafür in die Natur fahren oder, falls Ihnen die Zeit fehlt, beispielsweise Bilder in Ihrer Wohnung aufhängen. Ob es sich dabei um Landschafts-, Tierbilder oder etwas ganz anderes handelt, entscheiden Sie allein.
Vielleicht haben Sie ja Lust, selber zu malen oder zu basteln. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Solange Farben im Spiel sind und Sie hausgemachten Leistungsdruck vermeiden, kann eigentlich nur Freude aufkommen.
Ihre Marina Frank
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Hier finden Sie eine weitere LeseprobeBarcelona ist strahlend hell. Am tiefblauen Himmel scheint die Sonne und die Luft flimmert vor Hitze über der Plaça Catalunya im Herzen der Stadt. Touristen sitzen auf schattigen Bänken, um ein Weilchen zu rasten. Kinder füttern Tauben und jagen ihnen nach. Junge Leute haben es sich unter Bäumen auf einer kleinen Rasenfläche bequem gemacht.
Heute ist Mittwoch. Manuela steht oberhalb der Plaça neben einer Wasser-Fontäne, die ihre erfrischenden feinen Tröpfchen vom leichten Wind in alle Himmelsrichtungen davontragen lässt. Hamburg scheint ihr unendlich weit weg zu sein. Wenn sie jetzt daran denkt, kommt es ihr grau und kalt vor. Und dann ist da noch Thorsten. Auf seine Gesellschaft legt sie zurzeit keinen gesteigerten Wert. Manuela will gar nicht wissen, mit wem er sie dieses Mal betrogen hat. Sie nimmt an, dass es sich entweder um eine Sekretärin oder eine seiner Studentinnen handelt. Die jungen Mädchen himmeln ihren Herrn Professor Thorsten Schenk ja geradezu an. Manuela fragt sich, was sie dazu bewegt, ausgerechnet Kunstgeschichte zu studieren. Sie selber findet die Analyse der Werke »alter Meister« ermüdend.
Manuela schüttelt den Kopf und blickt in Richtung der Straße, um auf andere Gedanken zu kommen. Hier ist was los. Linienbusse, Lastwagen, PKWs, die Stadtrundfahrtbusse und nicht zu vergessen die für Barcelona so typischen schwarz-gelben Taxis stauen sich und kommen nur langsam vom Fleck. Motorradfahrer sausen zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern hindurch. An der Haltestelle für die Aero-Busse, mit denen die Touristen vom bzw. zum Flughafen gebracht werden – sie befindet sich direkt vor dem Gebäude des Corte Inglés, Spaniens größter Kaufhauskette – steigen Neuankömmlinge aus und strömen auf die Straße. Andere Leute drängen in den Bus, um ihre Abreise anzutreten. Auch die Gehwege sind gut besucht. Menschen aus aller Herren Länder bestaunen Geschäfte und Hotels. Manuela stört das nicht. Trotz der rund zweitausend Kilometer, die sie im Zug durch halb Europa zurückgelegt hat, fühlt sie sich frisch und ausgeruht, ja irgendwie beschwingt.