04.04.2016 - Kuscheln
Kuscheln ist etwas Feines. Der Frühling hält mit großen Schritten Einzug und vertreibt den Winter. Alles sprießt, wächst, die Bäume schlagen aus, das erste Grün macht Lust auf mehr. Überall sind jetzt Tierbabys zu sehen. Und mit den ersten warmen Sonnenstrahlen geraten auch bei uns Menschen die Hormone in Wallungen.Wenn ich vom Kuscheln spreche, meine ich aber keinen Sex. Man kann es mit seinen Geschwistern tun, mit den Eltern, dem Schatz. Manche Leute kuscheln mit ihrem Hund oder ihrer Katze. Die Nähe des Anderen zu spüren, tut gut. Man verbringt gemeinsam Zeit miteinander und fühlt sich geborgen.
Kuscheln wird oft unterschätzt. Dabei braucht es dafür nicht viel, nur ein ruhiges bequemes Plätzchen, an dem man sich wohlfühlt, einen lieben Zeitgenossen, der mitmacht und ein paar Minuten übrig hat und schon kann es losgehen.
Leider liegt aber gerade hierin für immer mehr Mitmenschen das Problem, denn sie sind allein. Die Gründe, warum sie niemanden zum Kuscheln haben, sind so unterschiedlich wie die Personen selber. Dennoch wäre es auch für diese Leute schön, die Nähe des Anderen zu spüren.
Seit kurzem ist das sogar möglich. Wer sich traut, geht zu einer der Veranstaltungen, die zum Kuscheln einladen. Für eine bestimmte Zeit kommen sich wildfremde Menschen in gemütlicher Atmosphäre und unter Einhaltung fester Regeln, um sexuellen Übergriffen vorzubeugen, näher. Die Kuscheltreffs haben regen Zulauf.
Wo und mit wem auch immer Sie es tun, ich wünsche Ihnen viele herrlich kuschelige Zeiten.
Ihre Marina Frank
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Hier finden Sie eine weitere LeseprobeBarcelona ist strahlend hell. Am tiefblauen Himmel scheint die Sonne und die Luft flimmert vor Hitze über der Plaça Catalunya im Herzen der Stadt. Touristen sitzen auf schattigen Bänken, um ein Weilchen zu rasten. Kinder füttern Tauben und jagen ihnen nach. Junge Leute haben es sich unter Bäumen auf einer kleinen Rasenfläche bequem gemacht.
Heute ist Mittwoch. Manuela steht oberhalb der Plaça neben einer Wasser-Fontäne, die ihre erfrischenden feinen Tröpfchen vom leichten Wind in alle Himmelsrichtungen davontragen lässt. Hamburg scheint ihr unendlich weit weg zu sein. Wenn sie jetzt daran denkt, kommt es ihr grau und kalt vor. Und dann ist da noch Thorsten. Auf seine Gesellschaft legt sie zurzeit keinen gesteigerten Wert. Manuela will gar nicht wissen, mit wem er sie dieses Mal betrogen hat. Sie nimmt an, dass es sich entweder um eine Sekretärin oder eine seiner Studentinnen handelt. Die jungen Mädchen himmeln ihren Herrn Professor Thorsten Schenk ja geradezu an. Manuela fragt sich, was sie dazu bewegt, ausgerechnet Kunstgeschichte zu studieren. Sie selber findet die Analyse der Werke »alter Meister« ermüdend.
Manuela schüttelt den Kopf und blickt in Richtung der Straße, um auf andere Gedanken zu kommen. Hier ist was los. Linienbusse, Lastwagen, PKWs, die Stadtrundfahrtbusse und nicht zu vergessen die für Barcelona so typischen schwarz-gelben Taxis stauen sich und kommen nur langsam vom Fleck. Motorradfahrer sausen zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern hindurch. An der Haltestelle für die Aero-Busse, mit denen die Touristen vom bzw. zum Flughafen gebracht werden – sie befindet sich direkt vor dem Gebäude des Corte Inglés, Spaniens größter Kaufhauskette – steigen Neuankömmlinge aus und strömen auf die Straße. Andere Leute drängen in den Bus, um ihre Abreise anzutreten. Auch die Gehwege sind gut besucht. Menschen aus aller Herren Länder bestaunen Geschäfte und Hotels. Manuela stört das nicht. Trotz der rund zweitausend Kilometer, die sie im Zug durch halb Europa zurückgelegt hat, fühlt sie sich frisch und ausgeruht, ja irgendwie beschwingt.