07.12.2015 - Mitgefühl
Mitgefühl mit anderen zu haben, ist wichtig. Es schafft Nähe und kann eine gute Basis für dauerhafte Freundschaften sein. Um uns in die Lage trauriger, glücklicher, wütender, verzweifelter oder ängstlicher Personen hineinzuversetzen, müssen wir die Dinge mit ihren Augen sehen. Wie bei so vielem, kommt es auch hier auf das richtige Maß an.Für mich als Autorin ist es unverzichtbar, Mitgefühl mit den Protagonisten meiner Geschichten aufzubringen, auch wenn mir dies, am Schreibtisch sitzend, manchmal schwerfällt. Stellen Sie sich doch nur einmal folgendes vor: Strahlend helles Sonnenlicht durchflutet Ihr Arbeitszimmer und Sie wollen über ein kleines Mädchen schreiben, das bei Nacht Angst vor der Dunkelheit hat. Glücklicherweise kann man es lernen, sich sogar in fiktive Figuren hineinzuversetzen! Sonst gäbe es nicht so viele erfundene und dennoch nachvollziehbare Geschichten, was die emotionale Seite betrifft. Selbst die Lektüre löst Mitgefühl in uns aus. Gut beschriebene Emotionen sind, neben der Handlung versteht sich, schließlich das A und O einer gelungenen Story.
Über zu viel Mitgefühl oder Empathie für seine Mitmenschen zu verfügen, kann problematisch sein. Nicht selten führt es dazu, dass man sich mehr aufreibt als die Person, für die man Empathie empfindet. Und wenn daraus auch noch unnötiger Aktionismus hervorgeht, weil man meint, unbedingt helfen zu müssen, geht die Sache gründlich schief. Menschen mit zu viel Mitgefühl reden oft sehr auf den anderen ein und begeben sich dadurch in vergleichbare Situationen, an die sie sich erinnert fühlen. Sie reden dann über ihre eigenen Erfahrungen und schätzen die Bedürfnisse des anderen falsch ein, weil sie nur von sich ausgehen.
Kein Mitgefühl zu haben, ist aber auch nicht unproblematisch. Diese Personen werden von ihrer Umgebung als kalt und unnahbar wahrgenommen. Sie sind sehr zuverlässig, aber distanziert.
Der goldene Mittelweg ist wohl der Beste. Ich wünsche Ihnen, dass Sie ihn für sich finden. Dann kann es zu jederzeit als Bereicherung für Sie und andere Anwendung finden: das Mitgefühl.
Ihre Marina Frank
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Manuela, Mutter zweier pubertierender Teenager und Ehefrau von Thorsten, ist Ende vierzig. Sie lebt mit der Familie in Hamburg. Aber statt ihrem Beruf als Ärztin nachzugehen, kellnert sie in einem In-Café nahe der Universität. Seit dem schrecklichen Vorfall damals ist ihr der Weg zurück in die Medizin versperrt, denn ihre Schuldgefühle und die Überzeugung, versagt zu haben, überschatten alles. Als sie herausfindet, dass Thorsten sie betrügt und plötzlich auch noch Schwiegermutter Gisela aufkreuzt, wird es Manuela zu viel: Sie steigt in den erstbesten Zug und landet in Barcelona! Dort begegnet sie David, einem Mann aus ihrer Vergangenheit. Sie verbringen eine wunderbare Zeit miteinander. Manuela würde am liebsten für immer bleiben, aber ihr Glück ist nicht von Dauer. Und während ihre Kinder in Hamburg in schlechte Gesellschaft zu geraten drohen, gibt es für Manuela – weit weg von daheim – kein Entkommen: Sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen...